Wettbewerb
Die Adresse „Bahnhof Steinhöring bildet die Identität des Molkereigenossenschaftsgebäudes. Der Bahnhof diente der Verladung von landwirtschaftlichen Gütern. Das Gebäude definierte hierbei das Ortsbild. Diese Bedeutung wurde durch die Verlagerung der landwirtschaftlichem Transportwege gebrochen. Die Zugverbindungen nach Ebersberg und Wasserburg sind Verknüpfungen des Personenverkehrs mit größeren Zentren. Diese Knoten sind für die Zukunft maßgebend. Hierfür wurden durch die Erweiterung der Gleisanlagen und der Bahnsteige die richtigen Weichen gestellt. Die rein funktionalen Belegungen Parkplatz, Bahnsteig und ein Wartehäuschen ersetzen jedoch nicht die Identität „Bahnhof Steinhöring“ als Ortszeichen.
Unsere Analyse des bestehenden Molkereigebäudes zeigt. Der Kopfbau der bestehenden Anlage hat mit Kriechkeller und Dachboden 4 Geschosse. Er hat eine massive, kleinräumige Tragstruktur. Das Erdgeschoss liegt 1,20m über dem Außengelände. Die vorgeschlagene Nutzung „Versammlungsraum mit 200 m²“ steht dieser Struktur bedauerlicher Weise entgegen. Das Nebenraumprogramm ist für die Auffüllung des 4- geschossigen Bestandsgebäudes mit kleineren Räumen zu gering. Eine für die angestrebte Nutzung notwendige komplette Entkernung des Gebäudes ist seinem Wert leider nicht angemessen. Notwendigkeiten wie energetische Ertüchtigung, Brandschutzsanierung, Schallschutzmaßnahmen, Aufzug, Barrierefreiheit und technische Einbauten sind für den Bestand nicht mehr verhältnismäßig. Die vielfältigen Anforderungen an ein öffentliches Gebäude möchten wir nicht erzwingen und haben uns daher für einen Neubau entschieden.
Neubau Bürgerhaus:
Wo Menschen sich versammeln entsteht ein Ort. Der Neubau ist ein kulturelles Angebot und stiftet dem „Bahnhof Steinhöring“ eine neue Wahrnehmung. Die Form des Neubaus entwickelt sich aus seinen funktionalen Notwendigkeiten. Die geneigten Dachformen verschränken sich gemäß Ihrer Anforderungen an die Raumhöhen. Der Eingang zum Bürgerhaus mit seiner breiten, kommunikativen Sitztreppe korrespondiert zur Bahnhofsstraße mit dem Gasthof Ramsl und seinem Biergarten. Zur Vermeidung von Beeinträchtigungen ist er vom Wohnungsbau abgewandt. Der Eingang öffnet sich sowohl zum Parkplatz im Osten, als auch Richtung Ortsmitte im Norden. Außentüren verbinden den Veranstaltungssaal mit einer Freifläche im Süden. Eine leicht ansteigende Hofwand dient der Zonierung und schützt vor Schallimmisionen und Emisionen. Ein Glasoberlicht am First belichtet das Eingangsfoyer. Bei Veranstaltungen leuchtet das Oberlicht wie eine Laterne.
Neubau Wohnungsbau:
Unser Ziel ist ein Dialog mit der regionalen Baukultur. Die gewählten Laubengangtypologien bieten schützende Dachüberstände und Balkone. Diese erlauben eine Schichtung der Fassade. Die Wohngebäude erinnern an die Typologie eines Dreiseithofes. Dieser landwirtschaftliche Gebäudetyp hat die Funktionen Verdichtung (Verkürzung der Arbeitswege) und Schutz in der Landschaft. Es entsteht ein privater Hofraum. Diese Inhalte sind auf den Wohnungsbau übertragbar. Unser Ziel ist ein privater Raum, Schutz vor Klimaextremen, aber auch die Abschirmung unerwünschter Geräusche durch die Zugverbindung. Durch die Teilung der Programmfläche entstehen zwei Hofcluster. Bei unterschiedlichen Wohnungsgrößen treffen Familien auf Ältere und Jüngere. Die einfache Gebäudeform ermöglicht flexible, einfache Grundrisse mit innenräumlicher Varianz. Alle Wohn- Esszimmer sind durchwohnbar und werden von Osten und Westen belichtet. Alle Schlafzimmer und Ruhezimmer sind abseits des Laubengangs. Alle Wohnungen sind barrierefrei.
2022